Vertrauen – lieber nicht, oder?!

Vertrauen… was ist das eigentlich? Wie lange dauert es, bis man jemandem vertrauen kann – also bei „normalen“ Menschen? Bedeutet Vertrauen auch, man selbst sein zu können, weil man nichts befürchten muss?

Das letzte Jahr stand bei mir Kopf. Ich habe endlich das Studium angefangen, was ich mir erträumt hatte. Ein anderer Traum ist leider kurz davor kaputt gegangen. Der Traum auf eine gemeinsame Zukunft mit meinem Ex-Freund. Es hat einfach alles durcheinander gewirbelt, lauter Neuerungen, neue Menschen, neue Situationen und alte Verletzungen, Menschen die aus Loyalität nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Die riesen Angst das alleine alles nicht zu schaffen und das Wissen es sehr gut alleine zu schaffen.

Jetzt, fast genau ein Jahr später, merke ich für mich, dass sich Vertrauen mit der Zeit anschleicht. Es ist irgendwann da, mit dem Gemeinsamen, mit dem Wissen, dass es gut ist, mit dem Verständnis das da ist, mit den gemeinsamen Erlebnissen die man hat und vielen verschiedenen Situationen und respektvollen, ehrlichen, authentischen Gesprächen. Das alles kann mit einem Tag kaputt gehen, zumindest augenscheinlich, weil die Verletzung überwiegt. Bis es dann weg ist – weil die Person weg ist.

Durch meine Historie habe ich wirklich große Probleme mich auf andere Menschen, auf Dauer, einzulassen – mein Vertrauen zu schenken. Es dauert gefühlt 100 Jahre, bis ich mich wirklich öffnen kann – auch wenn es für die anderen anders wirkt, weil ich relativ schnell, relativ viel erzähle. Allerdings ist das eher das vorsichtige herantasten „wie viel können die ab. Ab wann ist es zu viel“. Das eine ist die „gesellschaftstaugliche“ Variante von mir, das andere die Variante die viele kritisieren, der viele sagen: „Ach, ist doch alles nicht so schlimm – Kopf hoch. Du musst das alles nur positiv sehen“. Oder wie meine neue Dozentin heute sagte: „Mit einer Depression gehen Sie in eine Verhaltenstherapie, lernen dann wie sie anders denken, merken dann, dass es ihnen mit den positiveren Gedanken besser geht und behalten das bei.“ – Äh… ja… und Sie sind von Beruf? Psychologin?… ja – ist klar.

Ich versuche mich immer wieder auf andere Menschen einzulassen, aber komme sehr schnell an meine Grenzen. Reagiere super sensibel auf Aussagen mit den ich nicht umgehen kann, Verhaltensweisen die nicht mit meiner persönlichen Lebensphilosophie überein gehen und entscheide sehr schnell ob ich mein Vertrauen schenken möchte oder nicht. Ist das normal? Vielleicht. Ich weiß es nicht.

Gerade bin ich unsicher mit mir, mit allem. Ich handle gerade wieder sehr nach dem Willen anderer und weniger nach dem Willen meines Bauchs. Denke, ich muss mich an irgendwelche Normen angleichen, Dinge tun, weil sie vielleicht irgendwann positiv für mich sein könnten und vergesse darüber hinaus, dass mein Bauch ganz genau weiß, dass es nicht so ist. Wenn es jetzt nicht gut ist, warum sollte es dann in zwei Jahren gut werden – und vor allem sind zwei Jahre eine echt lange Zeit.

Ich habe wieder verlernt unbeschwert zu sein. Das war ich tatsächlich vor ein paar Monaten. Ich habe mich beeinflussen lassen und die Euphorie über alles Neue nehmen lassen. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich das zugelassen habe. Das ich wieder in alte Muster gefallen bin, in vielerlei Hinsicht.

Dennoch habe ich in meinem Studium neue Leute kennen gelernt, neue Leute den ich mich etwas öffnen konnte. Die mir sagen „wenn es dir schlecht geht, nerve ich dich und zwinge dich, mit mir Zeit zu verbringen“. Dafür bin ich unfassbar dankbar. Das tut mir gut, ich darf schlechte Laune haben, ohne, dass mir eine positive Denkweise aufgedrückt wird. Die kommt von alleine, wenn ich merke, dass ich ICH sein darf – einfach so, bedingungslos, ohne gut gemeinte Ratschläge.

Ich glaube, das ist eine gute Basis für ein Vertrauen. Oder?

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